21 Blick in den Spiegel
Blick in den Spiegel
Das schrille Weckerläuten abgelöst von der Lieblingsmelodie des Handys, mit schwarzem heißen Kaffee die Nacht vertrieben, draußen war es bereits hell geworden, Sommerzeit. Den abendlichen Geruch des Landlebens, im neuen Dachbodenausbau in der Dusche an die Wand gehängt, wie den grauen Mantel nach Bedienung der Melkmaschinerie am Vorabend, - Seitenwechsel.
Alleine aus dem Haus.
Verwandlung vom Versorger zum Konsumenten, das Zweitauto aufgetankt, heute bin ich dran, Chef der Fahrgemeinschaft, - Rauchverbot inklusive.
Etwas Dösen im Zug, Untergehen im Geplauder der Schicksalsgemeinschaft, - Fünfundzwanzig
Minuten Kleine Ewigkeit, in der die Zeit stillsteht, Platz zum Träumen, zum sich selbst fragen.
Was fehlt mir eigentlich, mir geht’s doch gut, Arbeit mehr als genug, nette Kollegen, ein Heim
mit Frau und Kindern, - und trotzdem fehlt mir etwas. Schon längere Zeit trug er den Gedanken
mit sich herum, mit jemandem darüber reden zu müssen, -- er wollte jedoch nicht schwach
erscheinen, vor den andern, die ihn so sahen wie auch er sich von außen besah, - aber innen drin
da gab es noch einen anderen Menschen, ein Wesen, das scheinbar unabhängig von all dem da draußen sein Leben fristete, - „sein Leben" – ja das war sein Gefühl, es war jemand anderer der
dieses lebte, nicht er.
Jemand, der funktionierte, seine Rollen spielte, von früh bis spät, - - sicher empfand er auch viel Freude, - die musste doch echt sein, - oder spielte er selbst diese, sich und den andern vor ?
Die Schultern, sein Kopf, versanken in diesen moorigen Gedanken, er atmete schwer, es schnürte
ihn die Luft die er ringend einsog und von sich blies, und er hörte den Seufzer . . . aber es war nicht seiner, - er blickte auf und in das Gesicht seines Gegenüber.
„Wie geht’s ?" - fragte er.