156 Wenn - Dasein

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156 Wenn


Wenn

Wenn die Angst sich in Gewalt verkleidet, wenn man alles besser
machen will, wenn die Hand die Nähe meidet, und doch hart das
Leben trifft, wenn man mit dem Maßband Gräben schneidet, wenn das
Dein und Mein der Hass selbst misst, dann wird es still, man hört
nichts mehr vor lauter Schreien; der Krieg zeigt mit dem Schießgewehr
auf Dich und mich, verbündet mit dem Tod färbt er die Länder rot,
geigt auf auf seiner Fidel, besingt den Sieg, verkündet Brot -
gerbt grau die Hügel - und bringt nur Not.

Er treibt mit uns sein Lieblingsspiel, dringt ein in unsere Herzen,
bläst uns die Lichter aus, Gefühle kennt er nur als Schmerzen,
brennt alle Liebe aus. Wir haben's nicht gewollt, es war nicht
unser Ziel, das Schicksal hat uns überrollt, wie all die Panzer,
wir taten nur unsere Pflicht, dem Vaterland gehorchend, die Qual
der Mutter der das Herze bricht, das alles sollte gar nicht sein,
wir wollten leben, doch die Angst verstellte uns die Sicht, und
die Herrscher die wir selbst uns wählten, verstanden's besser
nicht.

Drum möcht ich bereits im Alltagsleben mit eignem Messer die
Schnitte Brot mir schneiden, mit meiner Meinung sie belegen, mich
in Eure Mitte selbst begeben und auch allen zeigen. Möcht'
versuchen auch die Not mit Euch zu teilen, doch niemand zum
Genusse meines Brotes zwingen, denn auf dem Fuße folgt dadurch die
Wand, die durch Zwang uns alle trennt. Nur mit Freiheit, die wir
in uns selbst gewinnen, können wir das Kentern unseres
Zukunftsbootes selbst verhindern. Drum seid gut zu Euch selbst und
Euren Kindern, tut, was immer Ihr auch wollt, nebst der Freude die
im eignen Zimmer wohl uns auf die Seele schlägt, vergeßt nicht ab
und zu auch Leid zu lindern, das vor Eurem Hause steht.

Geht nicht achtlos dran vorbei, denn auch das ist Zwang, wenn man
weiß und doch nicht hilft, dann versteckt sich Angst. Geht seinen
Gang, bis das Faß mal überläuft, und Gewalt zerbricht den Damm und
das Leben das ersäuft. Man bereut, doch meist zu spät. Heut', da Du
die Worte hörst, präg sie die Dir gut ein, Krieg, der alles nur
zerstört, kann doch niemals Lösung sein.

P.K. April 1990
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